Stan Laurel, extreme left, both crouching, bound for Quebec, Canada, National Film Archive London
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RAMPENLICHT 3/5
Karno‘s Company, NYC – „Charles Chaplin ist
die ‚Marke‘ und der Top Comedian“, schreibt Variety. „Chaplin ist typisch englisch, die Sorte
von Comedian, die das amerikanische Publikum
zu lieben scheint.“
Fritz Hirzel, Recherche 2011-2017
Am 22. September hat die Karno-Truppe sich in England
für die Amerika- und Kanada-Tour eingeschifft – in Southampton,
auf SS Cairnrona Destination Quebec, Canada. Da ist
Chaplin 21. In New York eröffnet die Truppe mit dem Sketch
The Wow-Wows. Premiere ist am 3. Oktober 1910
im Colonial Theatre am Broadway.
Tribune: „Im Colonial Theatre führte Percy Williams
gestern Karnos Comedians, englische Pantomimen, zum ersten
Mal“ (in dieser Besetzung) „in Amerika ein – mit
The Wow-Wows, einer umwerfenden Komödie der Einweisung
in eine geheime Gesellschaft.“
„Zudem präsentierte er die Rigolettos, die allein schon wegen
der Vielseitigkeit ihrer Vorführung eine Abendunterhaltung
für sich sind, sowie B. A. Rolfes Courtiers, die in Louis XVI-Kostümen
sangen und musizierten.“
Und Variety: „Eine Karno Company, die redet, ist dem
Colonial Publikum scheinbar ein wenig schräg vorgekommen.
Nachdem es The Music Hall, Slums und Dandy Thieves
gesehen hat, ist es nur natürlich, wenn das amerikanische Publikum
von einer Karno-Truppe nur Pantomime erwartet.“
„Jeden mit der Londoner Music Hall ein wenig Vertrauten
wird‘s nicht überraschen, wenn die meisten Karno-Produktionen
drüben in gewissem Ausmass vom Dialog leben.“
„The Wow-Wows ist die real englische Gattung von Karno‘s
Sketch mit roter Nase im Vordergrund
und dem Geschehen drumherum gebaut.“
„Charles Chaplin ist die ‚Marke‘ und
der Top Comedian. Chaplin ist typisch englisch, die Sorte
von Comedian, die das amerikanische Publikum
zu lieben scheint, auch wenn es sie nicht gewohnt ist.“
„Er hat eine ruhige leichte Art und geht in einer
Was-schert-mich-der-Teufel-Manier zu Werk, in direktem Kontrast
zu dem Zwanzig-Minuten-bis-zum-Friedhof-Makeup,
das er verwendet.“
„Makeup und Auftritt sind lustig. Das ist‘s, was The
Wow-Wows rüberzubringen hat, und wenn‘s so läuft,
wird Champlin“ (Druckfehler) „es in Amerika schaffen, aber
es ist zu schade, dass er in New York nicht
zuerst mit einem besseren Stück herausgekommen ist.“
„Die Company trägt wenig bei, weil sie wenig
beizutragen hat. Die Dialoge zu Beginn führen zu nichts,
und bei Intervalls gibt‘s in diesem Stück Redestellen,
die sich in die Länge ziehen, sobald Chaplin nicht das Zentrum
der Bühne okkupiert.“
Und zuletzt: „Das Colonial Publikum lachte
bei der Show am Montagabend, aber
es lachte nicht genug. Ein Sketch dieser Art, der voll und
ganz auf Comedy ausgerichtet ist, müsste
einen grösseren Anteil an Lachern auf sich ziehen.“
The Woman Who Found Charlie Chaplin
Oktober 1910 – New York City
Montag, 3. Oktober 1910. Bis Sonntag.
Colonial Theatre, Broadway/62nd Street, New York City
The Wow-Wows. Vaudeville. 14 & 20 Uhr. Täglich Matinee. 25
Cents. Neues Programm.
The New York Dramatic Mirror, 5. Oktober 1910:
„Colonial: Karno's Comedians, Rigoletto Twin Brothers,
Wilbur Mackand Nella Walker, The Three Leightons,
Albert Whelan, Hymack, Mack and Marcus, B. A. Rolfe´s
musical offering, The Courtiers.“
Montag, 10. Oktober 1910. Bis Sonntag.
Alhambra Theatre, 7th Avenue/126th Street, New York City
The Wow-Wows. Vaudeville. 14 & 20 Uhr. Täglich Matinee.
„Noch ein Sketch, der zu reden gibt und den
Theaterbesitzern das Geld zurückgebracht hat “, steht in einer Zeitungsanzeige des Alhambra. Chaplin als „Archibald“
hebt sie besonders hervor. Zudem weist sie hin auf The Mystic
Chamber mit seinem umwerfenden Einweisungsritual.
Und weiter: „Jederzeit kann die Truppe auch ihr
Gesamtrepertoire geben.“ Erwähnt sind Jimmy The Fearless
(„Eines Londoner Jungen Idee vom Wilden Westen“),
Skating, The Balliff, Dandy Thieves und die „etablierten
Favoriten“ A Night in the Slums of London und
A Night in an English Music Hall.
Als Ansprechperson für Buchungen nennt die Anzeige
Fred Karno‘s Tour-Manager Alf Reeves. Ihn holt Chaplin
1918 als Geschäftsführer in sein Filmstudio nach Hollywood.
The New York Dramatic Mirror, 12. Oktober 1910:
„Alhambra: Karno´s Comedians, Barnes and Crawford,
Hedges Brothers and Jacobson, Laddie Cliff, Howard
and North, George Newburn, Bertie Coote and Company in
A Lamb on Wall Street.“
Zudem findet sich in der Ausgabe des New York
Dramatic Mirror eine Anzeige die bereits den Ton anschlägt
für die erste abendfüllende Comedy, die Chaplin mit
Marie Dressler 1914 drehen wird. „Lew Fields´ Herald Sqr,
B´way & 35th St. Marie Dressler in the Musical
Success Tillie´s Nightmare.“
Montag, 17. Oktober 1910. Bis Sonntag.
Orpheum Theatre, Brooklyn, New York City
The Wow-Wows. Vaudeville. 14 & 20 Uhr. Täglich Matinee.
„Im Orpheum“, merkt der New York Dramatic Mirror
zum Gastspiel in Brooklyn an, „erfreuten McIntyre und Heath
letzte Woche ein grosses Publikum als Topleute des
unterhaltsamsten Programms der Saison.“
Montag, 24. Oktober 1910. Bis Sonntag.
Bronx Theatre, 149th Street/3rd Avenue, Bronx, New York City
The Wow-Wows. Vaudeville. 14 & 20 Uhr. Täglich Matinee.
Variety merkt an: „Charles Chaplin, der Star des
Gemenges, löste von seinem ersten Auftritt an eine kaum
abreissende Welle von Applaus aus.“
Bronx, 149th Street, 3d Ave
Montag, 31. Oktober 1910. Bis Sonntag.
Greenpoint Theatre, Brooklyn, New York City
A Night in a London Club. Vaudeville. 14 & 20 Uhr. Täglich Matinee.
Erstmals zeigt die Company A Night in a London Club.
November 1910 –
Massachusetts, Pennsylvania, New York City
Montag, 7. November 1910. Bis Sonntag.
Savoy Theatre, Fall River, Massachusetts
A Night in an English Music Hall
Erstmals gibt die Company ihren Renner. A Night in an English
Music Hall löst A Night in a London Club ab.
Montag, 14. November 1910. Bis Sonntag.
National Theatre, 149th/Bergen Street, Bronx, New York City
A Night in an English Music Hall. Vaudeville.
Das Theater ist erst im September eröffnet worden.
Montag, 21. November 1910. Bis Sonntag.
Nixon Theatre, Philadelphia, Pennsylvania
A Night in an English Music Hall. Vaudeville.
Das Theater wird an diesem Tag eröffnet.
Nach der Woche im National in der Bronx hat die Company
einen Abstecher nach Philadelphia gemacht. Jetzt ist sie zurück
in New York City. Sie tritt in der American Music Hall auf.
Sechs Wochen – über Weihnachten – gastiert Chaplin hier. Er ist
definitiv am Broadway angekommen.
Montag, 28. November 1910. Bis Sonntag.
American Music Hall, 42nd Street/Broadway, New York City
A Night in an English Music Hall. Täglich Matinee. 25 Cents. 14 & 20
Uhr. Vorhang (im Text der Anzeige) hebt sich pünktlich 13.30
& 19.30 Uhr. 22 All Star Acts. Chas A. Bigelow, Ross & Fenton, Scrooge, Haroldi, Juliet Cliff Gordon, Karno Comedy Co. u. a.
Tribune: „Charles A. Bigelow und Fräulein Mizzi Hajos, die
Wiener Komödiantin, traten gestern in der American Music Hall
in Roi Cooper Megrues kleinem Sketch The Girl and the Guy
auf. Charles J. Ross und Mabel Fenton präsentierten ein Stücklein, genannt Just Like a Woman.
Ferner im Programm mit 22 Nummern waren Cliff Gordon,
Fred Karno‘s Comedians in A Night in an London Music Hall,
Juliet, La Freya in künstlerischen Posen, und Haroldi,
der polnische Violinist.“
Besitzer des American ist William Morris. Das Theater
ist 1893 erbaut worden. Es hat 2100 Plätze. Ein Feuer zerstört
1930 das Innere. 1932 wird es abgebrochen.
Dezember 1910 – New York City
Montag, 5. Dezember 1910. Bis Sonntag.
American Music Hall, 42nd Street/Broadway, New York City
The Wow-Wows. 14 & 20 Uhr. Täglich Matinee. 25 Cents. Zwei Vorstellungen. 14 & 20 Uhr. Abends 25, 50, 75 Cents, 1 $.
Vorhang hebt sich pünktlich 13.30 & 19.30 Uhr. Telefon Bryant 953.
Neues Programm. 22 All Star Acts.
Count de Beaufort, The Stolen Story, The Wow Wows,
Wish Wynne, Apache Dance u. a.
Tribune: „Nächste Woche ist Graf Jacques de Beaufort mit
seinem Schosshund Bob hier zu sehen. Er (der Graf)
singt The Girl of my Dreams und The Little Maid of Old Chicago,
liest ausserdem The Battle und erzählt einige Anekdoten
über Society und Tanz.“
„Weitere Nummern sind The Stolen Story, eine dramatisierte
Version von Lessie Lynch Williams‘ Zeitungsgeschichte, Wish
Wynne, The Wow Wows, eine neue Comedy von Karno‘s
Company, Taylor Granvilles The Hold-Up, Cissie Curlette und
Zelaya, der südamerikanische Pianist.“
Karno‘s Company gibt in dieser Woche womöglich
auch bereits A Night in an English Music Hall. Variety jedenfalls
hält fest: „Karno´s Company räumte die Lacher mit
dem Music Hall Stück ab.“
Über The Wow Wows merkt Variety eine Woche
später an: „Der Akt wurde seit den United Häusern zu seinem
Vorteil geändert und punktete als Lach-Hit.“
Montag, 12. Dezember 1910. Bis Sonntag.
American Music Hall, 42nd Street/Broadway, New York City
A Night in a London Club. Vaudeville. Täglich zwei Vorstellungen.
Tribune: „Nana, sensationell tanzender Wirbelwind aus
Paris, gibt hier ihr Debüt in Amerika. Tom Terris
und seine English Players spielen A Man‘s Shadow aus dem
Französischen nach Moreau und Delacour erstmals
in diesem Land.“
„Arnold Daly präsentiert Frank Campeau und seine
Company im einaktigen Melodrama The Thin House, Karno‘s
Comedy Company ist in A Night at the Club zu sehen
und viele andere komplettieren die Affiche der zweiundzwanzig
Performer.“
Diese Anzeige garniert Theaterbesitzer William Morris:
„Lektion Nr. 4. Fangen Sie nichts an, was Sie nicht vorher
besprechen. Wir sind die Urheber und wir wissen,
wie wir das Niveau halten.“
„Sichern Sie sich ihre Plätze an der Vorverkaufskasse
und helfen Sie uns im Kampf gegen Ticketspekulanten. Kein Preisnachlass.“
Variety: „Im zweiten Teil landete Karno‘s Company
mit A Night in a London Club, einer Wiederaufnahme
hierzulande, den Lach-Hit des Abends. Das sieht aus wie
das Beste aller Karno-Akte, The Music Hall nicht
ausgenommen, auch wenn‘s voll rohem Slapstick und den
gewohnten Karno-Zutaten ist. Der Hit mit S. Jefferson“
Stan Laurel, notabene! „als Geck war wirklich sehr lustig. Mr.
Jefferson, Chas. Chaplin, Arthur Dandee, Muriel Palmer
und Frank Melroyd waren allesamt fantastisch.“
Montag, 19. Dezember 1910. Bis Sonntag.
American Music Hall, 42nd Street/Broadway, New York City
A Night in the Slums. Vaudeville. Zwei Vorstellungen täglich.
Hauptattraktionen: Grace La Rue, Amerikas
bestgekleidete Schauspielerin. Nana, der neuste Broadwaystar,
tanzt ihre Tänze. The Four Noreas. William Dalton.
Cameron & Gaylord. Trovolio. The Cromwells, A Night In The
Slums of London. Und 14 weitere Stars.
Tribune: „American. Grace La Rue, der einstige Star
von Madame Pompadour, Nana, die ausländische Tänzerin,
und The Four Noreas, Schwimm-Mädchen, sind
Bestandteil der Affiche mit zweiundzwanzig Nummern.“
Diese Anzeige garniert Theaterbesitzer William Morris:
„Lektion Nr. 3. Gehen Sie mit den Führenden. Es wird ein
grossartiges Spiel. Wir geniessen die Auszeichnung zu führen.“
Variety: „Die Karno Comedy Company, in der
vierten Woche hier, bestritt mit A Night in the Slums den
letzten Teil und hatte leichtes Spiel.“
Montag, 26. Dezember 1910. Bis Sonntag.
American Music Hall, 42nd Street/Broadway, New York City,
A Night in an English Music Hall/A Harlequinade in Black & White.
Vaudeville. Zwei Vorstellungen täglich.
Neues Programm: Nana, Kaka, Brengks Pariser
Models, Geo. W. Day, Spencer Kelly & Marion Wilder und 15
weitere Starnummern. Speziell für die Kinder engagiert:
Consul, The Kiddies‘ Pet. Und Harlequinade. Clowns, Columbine,
Pantaloon, Harlequin.
Tribune: „Teil der exzellenten Affiche mit zweiundzwanzig
Nummern: Harlequinade, an old-fashioned English Christmas Pantomime. Consul, der Affe. Brengks Pariser Models.
Nana, die Tänzerin aus Paris. Arthur Deming und Company.
Und A Night in an English Music Hall.“
Variety: „Die Karno Company zeigt diese Woche
A Night in an English Music Hall, der Hit der Show sowohl
was Lachen als auch was Applaus angeht.“
Januar 1911 – New York City
Montag, 2. Januar 1911. Bis Sonntag.
Plaza Theatre, 59th Street/Madison Avenue, New York City,
The Wow-Wows/A Harlequinade in Black & White,
Telefon Plaza 6700.
Besitzer des Plaza ist William Morris, dem auch das
American gehört. Beide Variététheater schalten ihre Anzeigen
neuerdings im Verbund.
Matinee täglich. 50 Cents. Abends 25, 50, 75 Cents, 1 $.
Zwei Vorstellungen. 13.30 & 19.30 Uhr. Rauchen in allen Räumen
des Hauses gestattet.
Neues Programm: Leo Lashwood, The English Dandy.
Karno‘s Company. The Wow Wows. Ten Georgia Campers. Lew
Welch & Co. Montgomery & Moore mit komplett neuer
Nummer. Harlequinade. Fräulein Nello u. a.
Tribune: „George Lashwood, der englische Charakterkomiker,
steht an der Spitze der Affiche mit 22 All Star Acts. Die
schliesst William Montgomery und Florence Moore mit ein, die
nach langen Erfolgsstürmen im Hippodrome London
soeben zurückgekehrt ist.“
„Die Georgia Campers. Und Karno‘s Company in The Wow
Wows und Harlequinade, einer englischen Pantomime.“
Variety: „Die Karno Company gab zwei Shows, The Wow
Wows und das Ding mit dem Schattenspiel. The Wow
Wows war nach der Pause ein grosser Lach-Erfolg. Der Akt
wurde seit der ersten Aufführung im Colonial gekürzt
und ist jetzt eine temporeiche Lach-Nummer bester Sorte.
Das Schattenspiel war interessant und amüsant und
sollte sich in Nachmittagsvorstellungen als Aufwärm-Nummer
eignen.“
In New York, als A Night in an English Music Hall
im American Theatre gegeben wird, sitzt in einer der Vorstellungen angeblich Mack Sennett. Der Filmproduzent Marke
Slapstick Comedies zieht bald nach Los Angeles um und holt
Chaplin zur Keystone Company nach Hollywood.
Fred Karno‘s Company
Fred Karno‘s Company
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