Chaplin in studio, 1919, Edna Purviance in background
ENGELSZUNGEN 5/5
A Woman of Paris – Chaplin dreht 1923 A Woman
of Paris mit Adolphe Menjou und Edna Purviance. Es ist
sein erster Film für United Artists. Ein Melodrama.
Chaplin tritt darin nicht auf.
Willy Haas, Film-Kurier 1924
In allen grossen Städten des Kontinents läuft jetzt
einer der merkwürdigsten amerikanischen Filme: A Woman
of Paris, Regie: Charlie Chaplin. Er ist ein Welterfolg.
Deutsche Filmfachleute, die ihn gesehen haben, waren
ganz starr vor Staunen: das ist ja echter, unverfälschter
deutscher Kammerfilm, ganz offenkundig tief beeinflusst von den
Versuchen Lupu Picks, F. W. Murnaus, Carl Mayers,
Leopold Jessners – Versuche, die z. T. schon Jahre zurück liegen!
Es ist in der Tat wahr: was bei uns von manchen
angeblich besonders „Geschäftstüchtigen“ als „literarisches
Experiment“ belächelt wurde – das hat nun in Paris,
London, Rom grosse, populäre, breite Erfolge.
Bei meiner Anwesenheit in Paris wurde dieser zarte,
zurückhaltende, personenarme, fast ohne Dekoration hergestellte
Film in etwa 50 Theatern gespielt – obgleich er doch gerade
für Pariser eine gewisse Enttäuschung bringen musste, denn in
diesem Woman of Paris ist von dem glanzvollen Paris
so gut wie nichts zu sehen.
Es gibt also neuerdings ein ganz neues Problem:
der grösste amerikanische Filmkünstler, wohl der
grösste Filmkünstler der Welt überhaupt – geht bei deutschen
Regisseuren in die Schule; und zwar so offenkundig,
dass man blind sein müsste, um es nicht zu bemerken!
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