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City Lights Clippings 340/387

Das Kleine Blatt, Wien, Österreich, April 5, 1931.

LICHTER VON WIEN (...)

      Kärtnerstraße in einer Winternacht zwischen Schnee und

Regen von der Oper gesehen

(...) Photo Annie Schuh, Bühne, Wien Feb. 1931, Heft 298

& „Ich gehe zu meinem Bruder Chaplin!“

(...) Illustrierte Kronen Zeitung, March 19, 1931


„Von sehr vielen Passanten als der echte begrüßt“

Editorial content.

     The premiere of City LightsLichter der Großstadt  –

      in Austria is April 1, 1931 at the Sascha-Palast in Vienna.

      The film opens at the same theatre April 4, 1931.

      Sascha-Palast, Ungargasse 60/Rennweg, III. Bezirk, Wien.


Redaktioneller Inhalt. „Chaplin vor Gericht.

      „Der Chaplin kommt!“ Diesen Ausruf konnte man gestern

in einem Verhandlungssaal des Strafbezirksgerichtes I

aus dem Munde zahlreicher aufgeregter Kiebitze hören, als ein

junger Mann den Verhandlungssaal 31 betrat. Der

Aufgerufene weist tatsächlich sowohl in bezug auf seine Gesichts-

und Kopfbildung eine frappante Ähnlichkeit mit dem

Charlie Chaplin auf. Johann S., der von Beruf Artist ist, hat auch

anläßlich der Anwesenheit Chaplins in Wien dadurch

viel von sich reden gemacht und großes Aufsehen erregt, dass

er, mit dem Rüstzeug Chaplins versehen, dem bekannten

Melonenhut, den ausgetretenen Stiefeln und dem gebogenen

Stöckchen, durch die Stadt ging und dem wirklichen

Chaplin einen Besuch im Hotel Imperial abstattete. Chaplin II

wurde, wie der Verhandlungsrichter aus dem Akt

konstatierte, am 25. Februar über Anzeige seines eigenen

Schwagers Franz S. wegen Verdachtes des

Verbrechens der gefährlichen Drohung und der Veruntreuung

dem Landesgericht eingeliefert und war nicht weniger

als drei Wochen in Untersuchungshaft. Schließlich wurde der Akt

dem Strafbezirksgericht I zur Amtshandlung gegen S.

wegen vorsätzlicher leichter Körperverletzung abgetreten.

      Vor Gericht erklärte heute der Angeklagte, nach

seinem Beruf gefragt, daß er als Artist Imitator des wirklichen

Chaplin sei und daß er in der Rolle Chaplin II seit

einiger Zeit im Witwencafe ,Orpheus‘ auftrete. Mit Stolz erzählt

er, daß er während der Anwesenheit Chaplins

in Wien in seiner Verkleidung von sehr vielen Passanten

als der echte begrüßt wurde.

      Richter: Jetzt sind Sie angeklagt, daß Sie Ihren Schwager S.

auf der Straße überfallen, ihn durch mehrere Faustschläge

ins Gesicht leicht verletzt haben, nachdem Sie vorher wiederholt

gedroht haben, daß Sie aus ihm ein Krenfleisch machen

werden. – Angekl.: Ich gebe ohne weiteres zu, daß ich meinen

Schwager auf der Straße ordentlich verhauen habe. Dies

deshalb, weil er mich aus meiner Stellung als Geschäftsführer

im Hotel ,Egerländer‘ herausgebissen hat. – Der als

Zeuge vorgeladene Franz S. war, da er sich vor Chaplin II noch

immer fürchtet, vor Gericht in Begleitung eines herkulisch

gebauten Kriminalbeamten erschienen. Er bestätigte den Inhalt

der Anzeige und verlangt ein Schmerzensgeld von 100

Schilling. Der Richter wollte das Urteil verkünden, da erbat sich

Chaplin II das Wort und machte das Gericht

aufmerksam, daß er als Kriegsinvalider vor zwei Jahren

aus Anlaß eines Exzesses im Invalienamt auf

seinen Geisteszustand untersucht worden sei und daß die

gegen ihn wegen Verbrechens der öffentlichen

Gewalttätigkeit eingeleitete Untersuchung auf Grund des

psychiatrischen Gutachtens eingestellt worden war.

Der Richter beschloß, dieses Gutachten einzuholen und die

Verhandlung zu diesem Zwecke zu vertagen.“

     Die österreichische Premiere von City Lights

      Lichter der Großstadt – findet im Sascha-Palast in Wien

      am 1. April 1931 statt. Der Film läuft am 4. April

      1931 im selben Kinotheater an.

      Sascha-Palast, Ungargasse 60/Rennweg, III. Bezirk, Wien.


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Chaplins Schatten

Bericht einer Spurensicherung